Obwohl ich vor dieser Reise noch nie in Ungarn war, so waren mir Ungarn und Budapest - als geborener Österreicher und langjähriger Wiener - doch wohl vertraut. Schließlich habe ich mehrfach die Sissi-Filme gesehen, "Ich denke oft an Piroschka" gelesen, viele Ungarn-Witze (z.B. "Ungar kann verlieren alles im Leben, verliert aber nie Akzent") gehört, Csardas-Musik gesammelt, war in Wien in vielen von Ungarn betriebenen Geschäften und Restaurants und hatte einige Freunde, die nach der Zerschlagung des Ungarn-Aufstands 1956 nach Österreich geflüchtet waren und dann auch geblieben sind.
Sogar die Sprache, von der man immer noch sicher weiß, woher sie kommt und um die sich viele Mythen ranken, war mir nicht ganz fremd und ich habe viele Ausdrücke des Alltags aufgeschnappt. Wenn man erst einmal kapiert hat, dass man immer die erste Silbe be-tonen muss, hat man schon viel gewonnen. Apropos Mythen, die Ungarn stammen nicht von den Hunnen ab, auch wenn dies ganz gut passen würde.
Ungarische Frauen haben schon immer fasziniert. Ich rede nicht nur von den Filmschauspielerinnen (z.B. der kürzlich verstorbenen Marika Rökk), auch einige ganz normale Ungarinnen, die ich kennen gelernt habe, waren von verwirrender Schönheit. Auch die ungarische Küche habe ich gerne genossen. Vor allem wenn man Schärfe und Fett verträgt, wird man sie lieben. Und natürlich sind wir auch den Ungarn dankbar, dass sie den Eisernen Vorhang eingerissen haben. Auch hier waren sie risikoreiche Vorreiter.
Soweit zur Vergangenheit. Heute ist es vor allem die Wirtschaftskraft, die uns nach Ungarn reisen lässt. Die Ungarn sind nicht nur gebildet, sie sind zusätzlich auch schnelle Lerner und sie verstehen die Regeln des Kapitalismus heute besser als wir, vor allem weil sie auch weniger sozialen Skrupel dabei haben. Und sie sind gute Konsumenten für unsere Produkte.
Alles Wesentliche zu Budapest kann man im Lexikon nachlesen. Und das Schöne ist dann, Budapest sieht wirklich so aus, wie man es sich vorgestellt hat. Zumindest ging es mir so. Von den drei von Alt-Österreich geprägten Städten Wien, Prag und Budapest ist sie für viele Besucher die Schönste. Natürlich würde ich selbst dabei immer für Wien (oder Bécs, wie es auf Ungarisch heißt) stimmen. Aber die Lage an der Donau, der nahe Burgberg in Buda mit der Altstadt, die Paläste, viele Brücken, schöne Plätze und Häuser, altmodische Einrichtungen wie Kaffeehäuser und Bäder machen Budapest für Touristen attraktiv.
Leider hat Budapest in den letzten Jahren seine Hauptattraktivität verloren, nämlich das niedrige Preisniveau. Die Westpreise sind großteils schon da, mit der Westqualität aber muss man zumindest in einigen Bereichen noch etwas warten. Damit muss Budapest jetzt mit den anderen Werten trumpfen, um gegenüber anderen attraktiven Reisezielen in Europa bestehen zu können.
Leider wird auch die Sprache immer ein Problem für Touristen bleiben. Ungarisch kann man eben nicht in einem Schnellkurs lernen und man hat auch keine Anhaltspunkte, selbst wenn man schon mehrere Sprachen spricht. Viele Aufschriften sind aber auch in Deutsch und vor allem auch Englisch vorhanden. In den Museen sind alle Texte auch immer in Englisch verfügbar. Für die vielen österreichischen, deutschen und französischen Touristen wird es aber immer schwierig sein, die Aufschriften zu lesen oder gar zu verstehen. Somit wird man überhaupt kein Vergnügen an Theatern haben, von denen es viele gibt. Und selbst Filme sind meistens nicht synchronisiert und dadurch unverständlich. Man wird deshalb gerne den Service von Führungen in Anspruch nehmen.
Wichtige Abkürzungen, Hinweise und ihre Bedeutung |
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ut (utca) | Straße |
ter | Platz |
hid | Brücke |
krt (körút) | Ringstraße |
hegy | Berg |
pu (palyaudvar) | Bahnhof |
M (Metro) | U-Bahn |
Auch mein letztes Vorurteil, das der schönen Ungarinnen, muss ich leider auch korrigieren. Die Dichte an schönen Menschen ist durchaus vergleichbar mit Deutschland, also nicht wirklich überragend.
Überhaupt ist vieles sehr deutsch geworden. Man wird alle deutschen Kaufhaus-Ketten auch in Budapest finden, selbst die Werbung wurde damit übernommen. Und somit auch viele deutsche oder besser gesagt internationale Produkte kaufen können. Von Autos bis zu Kleidern.
Wir haben uns oft die Frage gestellt, wie sich die Ungarn diese Produkte leisten können. Bei den noch viel niederen Löhnen aber etwa gleichen Preisen wie bei uns, kommt es mir wie ein Wunder vor, dass dies funktioniert. Aber es scheint der Fall zu sein. Die Malls, wir hier das Duna-Plaza, sind ganz ordentlich besucht.
Die Preise erscheinen uns auch hoch, weil sie in Forint angegeben werden. Nur in Ausnahmefällen sind daneben die Europreise und man kann auch nicht so häufig in Euro bezahlen, wie ich mir das aus der Distanz vorgestellt habe. So muss selbst der Flughafen-Hotelbus Minibus in Forint bezahlt werden. Wahrscheinlich aber wird sich das ändern. Zumindest auf allen offiziellen Gebäuden zeigt man gerne die Europafahne, also wird auch die Europawährung besser akzeptiert werden.
Auch wenn Budapest keinen großen Kostenvorteil mehr hat, man eher Englisch als Deutsch spricht und Ungarn auch noch kein Euroland ist, es ist allemal einen Kurzbesuch wert. Drei Tage in schöner Umgebung, in einer dynamischen, westlich orientierten Stadt, in der immer mehr renoviert wird und in der man bald keine Angst mehr vor dem herunterfallenden Verputz haben muss, mit sehr fleißigen und meist auch freundlichen Menschen, sind eine gute Investition. Um bei den Städten mit B zu bleiben, im Zweifel würde ich zwar eher nach Barcelona oder Bécs (Wien) fahren, aber schöner als Berlin ist Budapest immer noch. Es wird also an Touristen nicht fehlen!
Trotz der fremdartigen Aufschriften ist es eigentlich einfach, sich in Budapest zurecht zu finden. Der Burgpalast von Buda auf dem Berg (Buda ... Berg) liegt im Westen der Donau, die von Norden nach Süden (!) fließt. Und der eher ebene Stadtteil Pest ist im Osten.
Noch sind es die drei Metrolinien (M1, M2, M3), die die Stadt durchkreuzen und die sich alle an der einzigen und zentralen Umsteigestelle Déak Ter schneiden. Bald werden es vier sein und vielleicht kommt auch jemand auf die Idee, die Beschilderung an den Haltestellen so zu machen, dass man - ähnlich wie in London - sie auch im Sitzen aus dem Zug lesen kann. Sie werden zwar alle akustisch angekündigt, aber Ausländer werden diese Ansagen nicht verstehen.
Die Rolltreppen gehen tief zu den Metro-Stationen (schließlich muss man unter die Donau durch) und laufen sehr schnell. Sie sind für Leute vom Land (so wie wir) daher gewöhnungsbedürftig, aber auch die einzige Möglichkeit zu den Stationen zu kommen.
Die Metrostationen sind gut in Schuss, meist sauber und auch ohne spürbare Kriminalität. Aber neben der U-Bahn findet man auch alle anderen öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt, wie Straßenbahn, Obus, Autobus und sogar eine Standseilbahn auf den Burgberg gibt es.
Alle diese Verkehrsmittel kann man mit der Budapest-Kartya (Karte) benutzen, die es für 48 oder 72 Stunden zu kaufen gibt. Da man ohnehin viel in Budapest laufen kann und auch muss, lohnt sich diese Karte weniger finanziell, als dass sie sehr bequem ist. Man entwertet sie vor dem ersten Benutzen durch Unterschrift und Datum und Uhrzeit der ersten Fahrt. Schwarzfahren ist zu riskant, es wird sehr häufig am Ausgang kontrolliert. EU-Bürger über 65 Jahre fahren in Budapest mit den öffentlichen Verkehrsmitteln der BKV AG kostenlos. Zum Nachweis des Alters und der EU-Staatsbürgerschaft muss der Reisepass bzw. Personalausweis mitgeführt werden.
Die Brücken sind alle sehr typisch und wenn man sie erst einmal benützt hat, wird man sie leicht wieder erkennen. Die Donau ist zwar breit in Budapest, aber noch gut zu Fuß überquerbar. Jeder kennt sicher die zentrale Kettenbrücke, die als erste hier die Donau überspannt hat und nachts wunderbar beleuchtet ist.
Autos fahren sehr schnell und man sollte nur die offiziellen Übergänge oder noch besser die Unterführungen benutzen. Wie dicht und schnell der Verkehr ist, zeigt, dass es uns unmöglich war, die eher schmalen zwei Fahrbahnen der Kettenbrücke (Széchenyi lánchid) zu überqueren, um ein Foto von der anderen Seite machen zu können.
Mit dem dichten Verkehr steigen natürlich auch der Dreck in der Luft und auch der Lärm. Selbst in unserem Hotelzimmer im 6.Stock hat man von beidem noch unangenehm viel gespürt.
Die Fahrt mit dem eigenen Auto nach Budapest stelle ich mir eher als unangenehm vor. In diesem Falle würde ich mir ein Hotel am Stadtrand suchen und mich von dort dann ins Zentrum fahren lassen. Damit versäumt man aber viel vom Reiz Budapests, der sich vor allem auch durch die schönen Nachtansichten auszeichnet.
Ehrlich gesagt habe ich nichts gefunden, was mich zum Kaufen gereizt hätte. CDs (auch die von der heimischen Hungaroton) fand ich unverschämt teuer. Ungarische Bücher kann ich nicht lesen. Kleidung, technische Produkte sind wie bei uns.
Dabei gibt es einige große Einkaufszentren, die durchaus attraktiv aussehen. Zwei, die direkt an der Metro liegen, haben wir besucht, Duna Plaza und das riesige Westend City Center (dort ist auch eine Fesselballonanlage). Es sieht aus wie bei uns. Dieselben Marken, Firmen, Restaurants. Selbst die jungen Menschen sahen nicht viel anders aus.
Wo viele Touristen unterwegs sind, gibt den üblichen Kitsch und dabei auch nichts wirklich Typisches. Vielleicht gefallen noch am ehesten die Stickereien, die man dann in Hinterhöfen angeboten kriegt.
In der auch sonst sehenswerten großen Markthalle (Budapesti Központi Vásárcsarnok) bei der Freiheitsbrücke (Szabadság hid) gibt es attraktive Lebensmittel und Gewürze (z.B. Nudeln, Pilze, Knoblauch, Paprika, Salami und Wein), die aber nicht in unser kleines Fluggepäck passen.
Die berühmte Einkaufsstraße Váci utca, die einzige Fast-Fußgängerzone der Stadt, ist zwar ganz nett anzuschauen, aber doch irgendwie steril. Es gibt kaum Straßen-Musiker, Gaukler oder sonst eine Unterhaltung, die zum Verweilen einlädt.
Ich vermute, dass alle die von mir angesprochenen Amüsements dort verboten wurden, damit man eventuelle Kriminalität unterbindet. Denn man sieht dort auch viel Polizei, übrigens ganz modern in Europa-Blau, immer zu zweit und sehr oft rauchend.
Bunter ist es da schon in Buda, z.B. rund um die Matthias Kirche. Dort ist dann mehr Leben, wenn die meisten auch hier das Geld fürs Essen ausgeben.
Die Dichte an McDonalds und BurgerKing ist sehr hoch. Auch anderes Fastfood ist in großer Zahl vorhanden. Man wird also nicht verhungern und muss auch nicht allzu viel Geld investieren.
Aber viel interessanter sind die wunderbaren Kaffeehäuser und Konditoreien. Einige von ihnen sind zwar bestens renoviert, aber ganz im alten Stil. Für alte Menschen, die Koffein und Zucker noch vertragen und viel Zeit totschlagen können, ein wahres Paradies.
Dann gibt es noch die Restaurants mit (meist Zigeuner-) Musik, die mir aber eher auf die Touristen zugeschnitten scheinen und auch entsprechend teuer sind.
Neben den altmodischen Einrichtungen findet man aber auch angenehme, neue Restaurants und Kaffeehäuser, die durchaus auch Flair haben und mit besseren Preisen locken.
Schade ist, dass man immer das Trinkgeld (10 Prozent) noch dazu fügen muss. Das macht das Bezahlen unnötig kompliziert und unübersichtlich. Inklusivpreise, wie seinerzeit auch im Kommunismus, sind kundenfreundlicher.
Restaurant (Étterem) Abszint Kávézo és Étterem www.abszint.hu Alabárdos Étterem www.alabardos.hu Fülemüle Étterem 1085, Köfaragó utca 5 Kéhli Vendéglö www.kehli.hu Náncsi Néni www.nancsineni.hu |
Kaffeehaus (Kávéhaz) Central Kávéhaz, 1053, Károlyi Mihály utca 9 Európa Kávéhaz, 1050, Szent Istvan körut 7 Müvész Kávéhaz, 1064, Andrássy ut 19 |
Konditorei (Cukrászda) Gerbaud Cukrászda, 1050, Vörösmarty ter 7 Hauer Cukrászda, 1073, Rákóczi ut 47 - 49 Ruszwurm Cukrászda, 1014, Szentháromság utca 7 |
Das Hotelangebot ist riesig. Es gibt in allen Teilstädten Angebote mit einer großen Auswahl im oberen Preissegment.
Viele Hotels sind auch am linken Donauufer mit einem fantastischen Blick auf den Burgberg.
Mehr als drei Sterne waren in meinem Budget nicht drin und ich wollte unbedingt auch im Zentrum sein, damit ich einen Mittagsschlaf machen kann und die Abendgestaltung einfacher wird. Unser Hotel Erszebet (benannt nach der Kaiserin Elisabeth = Sissi) war eine gute Wahl. Die Seite zur Straße ist zwar laut, aber bei geschlossenem Fenster und Ohrenstopfen konnte man bestens schlafen.
Das Frühstück war sehr großzügig, der Frühstücksraum selbst aber ein bisschen zu klein. Auch das Publikum, überwiegend englisch sprechende und französische Reisegruppen, aber auch Geschäftsleute, war sehr angenehm. Ich würde das Hotel wieder wählen, vielleicht aber dann mit einem Zimmer auf der Nichtstraßenseite. Die Lage im Zentrum, nahe der Metrohaltestelle Ferenciek tere (M3), direkt neben dem Central, war die kleinen Unannehmlichkeiten bedingt durch den Verkehr wert.
Wir haben den Germanwings Flug Stuttgart - Budapest Ferihegy 2 gewählt und er war wie immer optimal. Billiger und besser kann man nicht fliegen, meinte auch mein weitgereister Freund Lothar, der mich auf dieser Reise begleitet hat. Der Flughafentransfer mit dem Minibus ist schnell (zwischen 30 Minuten und einer Stunde im Hauptverkehr) und der Preis ist angemessen.
Schön kann ich mir übrigens auch die Anreise mit dem Fahrrad und/oder per Schiff vorstellen. Wenn man dann gleich an der Donau übernachten kann, kann man besonders gut die Nachtansichten genießen.
Persönliche Kommentare zu Sehenswürdigkeiten
In jedem Führer wird das Gellertbad empfohlen. Sicherlich, wer ein Badmuseum besuchen will, ist hier gut aufgehoben. Eine Badehose, ein Handtuch und etwa 10 Euro Eintritt und schon kann man die Zeit um 100 Jahre zurückdrehen. Ein sturer Bademeister pfeift ununterbrochen, weil sich jemand nicht an die "Schwimmenrichtung" hält oder die Badehaube verrutscht ist. Viele Japaner sind zu sehen und das Wasser ist angenehm warm.
Aber wer deutsche Badekultur gewohnt ist, wird sehr enttäuscht werden. Unser Fazit: Für Gesunde nicht empfehlenswert. Außer es regnet in Strömen und man hat schon alle Museen abgeklappert.
Aber an der Megyeri Brücke entsteht 2008 ein Wasserthemenpark, die Aqua-World. Das dürfte eine interessante Attraktion werden!
Auch bei einem kurzen Besuch sollte man im Nationalmuseum (Magyar Nemzet - Muzeum) vorbeischauen. In einem schönen Gebäude wir man sehr viel über Ungarn und das Selbstverständnis seiner Einwohner erfahren.
Die bekannten Ziele in der Altstadt von Buda sind auf jedem Fall einen Besuch wert, auch wenn es dort von Touristen nur so wimmelt.
Aber die schönen Gebäude, Denkmäler und auch der fantastische Blick auf die Donau und Pest lohnen den Aufstieg oder die Auffahrt, auch wenn man nicht die vielen Museen besuchen will. Viele Aufschriften wird man besser verstehen, wenn man die deutschen Namen nimmt: Ferenc = Franz, Erzsebet = Elisabeth, Istvan = Stephan, Matyas = Matthias, Gellert = Gerhard, Károlyi = Karl, Mihály = Michael, Szent = Sankt.
Für die schöne Aussicht bietet sich auch der Gellertberg an. Wir haben von der Elisabethbrücke einen langen Spaziergang über den Gellertberg zum Burgberg gemacht und dies war sehr informativ. Die Berge sind nicht wirklich hoch, aber die Aussicht ist super.
Der auch immer empfohlene Westbahnhof (Nyugati palyaudvar), der eher im Norden von Pest liegt, als im Westen der Stadt, ist heute vor allem wegen seines riesigen Einkaufszentrums WestEnd City Center attraktiv. Der Bahnhof selbst ist ein ziemlich schmuckloses Zweckgebäude.
ADAC Reiseführer Budapest von Hella Markus
Badehose mitnehmen
Stativ für Fotonachtaufnahmen mitnehmen
September ist eine gute Reisezeit, im Sommer ist es zu heiß, im Winter zu kalt