Die gute Nachricht voraus: Im Winter sind viel weniger Touristen da, als im Sommer und das macht den Aufenthalt in der Stadt erträglicher. Keine Warteschlangen in den Museen, noch akzeptierbares Gedränge auf den Straßen. Um 9 Uhr abends sieht man in der Fußgängerzone mehr Polizisten als Touristen.
Trotzdem wird Florenz immer beengt bleiben, die Straßen sind schmal, Gehwege außerhalb der Fußgängerzonen fast nicht vorhanden, an prominenten Stellen, wie am Arno-Ufer südlich der Uffizien, muss man im Gänsemarsch gehen, Ausweichmanöver können lebensgefährlich sein, wenn dann ein Auto von hinten angerast kommt.
Palazzo Vecchio
Denn trotz weniger Touristen ist immer noch der stets pulsierende Verkehr der Einheimischen zu spüren, auch zu Weihnachten und auch im Zentrum, wo man nur mit besonderer Erlaubnis fahren darf. Das Touristenminimum ist übrigens im Februar.
Florenz ist definitiv nicht seniorenfreundlich! Im Zentrum um den Dom gibt es keine einzige öffentliche Toilette, keine angenehmen Sitzbänke. Ruhepausen in Kirchen sind unmöglich, weil man als "Tourist" (das ist jeder der einen Rucksack oder eine Kamera trägt) überall vertrieben wird, wenn man keinen Eintritt zahlen muss. Diese Ungastlichkeit wirkt bei kaltem Wetter noch viel stärker. Im Sommer mag sie ja Sinn machen, um sich der Menschenflut zu wehren, im Winter erscheint sie mir maßlos übertrieben, ja schikanös.
Nicht überall sieht der Boden so aus, aber doch zu oft für Senioren
Das größte Hindernis für mich aber ist der fast überall unebene Boden. Entweder große Buckelpflaster oder die für Renaissance-Städte typische Steinplatten machen das Schlendern mühsam. Entweder sieht man auf den Boden, um nicht zu stolpern oder muss stehenbleiben, um sich die Attraktionen anzusehen. Der einzige Trost für uns Seniorentouristen: Ab 65 gibt es Rabatte bei den Eintritten.
San Lorenzo
Florenz gehört zu den schönsten Städten Italiens. Speziell Amerikaner und Asiaten haben es auf ihrem Plan durch Europa stehen. Es gehört (noch) zu den großen 4 in Italien: Florenz, Mailand, Rom und Venedig. Von allen Gebäuden ist der Dom sicherlich das beeindruckendste. Er besticht durch seine Schönheit von außen, wer ihn nicht von innen sehen kann, hat nicht viel versäumt.
Der Domplatz von Florenz
Bei schönem Wetter lohnt sich der Aufstieg auf die Kuppel. Von dort überblickt man das gesamte historische Zentrum. Auf jeden Fall lohnenswert ist auch der Palazzo Vecchio, mit seinen vielen Sälen und Räumen ein lohnenswertes Ziel, nicht nur für Kunstliebhaber.
Alle zentralen Hauptattraktionen sind zu Fuß erreichbar, wir haben uns den Spaß gemacht und so wie wir Rom in einem Tag abgegangen sind, haben wir die Hauptattraktionen von Florenz innerhalb einer Stunde von außen gesehen. Florenz hat übrigens eine Städtepartnerschaft zum Elb-Florenz, nämlich Dresden.
Die Calcio Stars
Zur Weihnachtszeit sieht man besonders viele Märkte. Der Renner waren Seidenkrawatten aus Florenz für 3, aber es gab auch alles andere, was man sonst auf diesen italienischen Märkten findet.
Schmuckläden am Ponte Vecchio
Den mit Abstand schönsten Ausblick auf die Stadt hat man von der Piazzale Michelangelo, im Süden der Stadt, die man mit den Bussen 12 und 13 vom Hauptbahnhof (SMN = Santa Maria Novella) erreichen kann. Tickets für die Busse gibt es in jedem Sale e Tabacci- Laden. Ich bin mit dem Bus 13 von der Endstation abgefahren, der Bus macht an der Piazzale eine Pause, dass es für eine Zigarette für den Fahrer und für meine Fotos leicht reicht.
Der Bus 13 fährt in einem großen Rundkurs im Uhrzeigersinn praktisch um die gesamte Altstadt von Florenz und erspart so auch eine Stadtrundfahrt. Erst nach etwa 35 Minuten erreicht man die Aussichtsplattform mit dem fantastischen Blick auf die Altstadt, speziell auf den Dom, die Altstadt und die Arno-Brücken.
Historisches Florenz
Beeilt man sich mit dem Fotografieren, so kann man mit dem gleichen Bus zurückfahren. Da ein Busticket 70 Minuten gilt, muss man auch nicht erneut ein Ticket lösen. Will man die Arno-Brücken in gutem Licht sehen, muss man am Vormittag die Aussichtsplatform erreichen. Insgesamt ist die Rundfahrt mit dem Bus 13 oder in Gegenrichtung mit dem Bus 12 eine Super-Sache für Florenz: preiswert, informativ und unterhaltsam.
Ich habe sie alleine am 26.12. 2008 besucht, keine Warteschlangen, kein Gedränge, keine Schieberei, wie sonst in den Sommermonaten üblich. Leider war durch die Bauarbeiten praktisch nur das zweite Stockwerk zu sehen. Das Angebot an Kunst ist zwar überwältigend und einzigartig. Leider aber herrscht im gesamten Gebäude, auch auf den Gängen, absolutes Fotografierverbot, so dass man darüber nicht gut berichten kann. Ein Tipp für Touristen, denen es schwer fällt, ohne Souvenirs nach Haus zu kommen: Lieber das Geld für den Eintritt sparen und einen Bildband kaufen. Im Print sind viele Werke nicht nur entspannter zu betrachten, sie kommen durch gute Technik auch besser raus.
Die Unterschiede zwischen nördlich und südlich der Ponte Vecchio sind gravierend. Dennoch wollte ich den Süden einmal sehen, ist doch Machiavelli hier aufgewachsen. Der Stadtteil Santo Spirito ist das schlichtere Florenz, aber nicht unbedingt das schlechtere. Ich kann mir gut vorstellen, dass es links des Arno im Sommer sogar angenehmer als rechts des Arno ist. Von der Terasse des Hotels Lungarno kann man gut Fotos von Ponte Vecchio machen.
Angenehme Überraschung: Unweit Ponte Vecchio gab es sogar eine geöffnete, öffentliche Toilette. Leider so ausgeschildert, dass man sie nur findet, wenn man weiß, wo sie ist.
Santo Spirito
Da uns für den geplanten Ausflug nach Siena das Wetter zu kalt war, sind wir auch in die Boboli Gärten gegangen. War eine gute Entscheidung, auch im Winter. Für das Gebotene war allerdings der Eintritt zu teuer. Aber Philipp hat gemeint, wir schenken das Geld lieber den Gärtnern, als diesen gelangweilten Aufsichtspersonen in den Museen, die die Touris zurechtweisen, wenn sie nicht gerade mit dem Handy telefonieren.
Der Dom von außen (Piazza del Duomo). Innen ist er eher schmucklos, mit Ausnahme der Kuppel.
Der Domplatz von Florenz
Der Blick von der Piazzale Michelangelo auf die Stadt (erreichbar vom Bahnhof mit Bus 12 oder 13). Die Fahrt dauert länger als man denkt, weil man dabei die ganze Innenstadt umkreist. Wer gut zu Fuß ist, steigt besser hinauf! Ein brauchbarer, aber nicht ganz so guter Ersatz ist der Blick vom Belvedere im Giardino Bardini.
Piazzale Michelangelo
Palazzo Vecchio und Piazza Signoria
Santa Maria Novella
Santa Croce
Piazza Repubblica
Arno mit Ponte Vecchio
Arno mit Stadtteil Santo Spirito
Giardino di Boboli
Sturmschäden durch eisige Winterstürme im Giardino Bardino
Ausblicke vom Belvedere im Giardino Bardino
Ein Ausflug mit dem Zug nach Pisa
Die Museen (allen voran die Galleria degli Uffizi und die Galleria dell'Accademia) und
jene Kirchen, für die man Eintritt verlangt.
In allen Museen ist Fotografierverbot, auch im Palazzo Vecchio, wo man aber großzügig
darüber hinweg sieht. Was bei allen Kirchen fehlt, ist ein Foto außen von der
Innenansicht. Damit hätte man eine bessere Entscheidungshilfe, ob man wieder kommen soll
oder auch, ob man das Eintrittsgeld ausgibt. Nicht jeder trägt einen Führer mit sich
herum oder bereitet sich gründlich vor.
San Lorenzo
Die Fortezza de Basso. Sie ist nur Teil des Messegeländes und für Touristen sogar gesperrt.
Es gelingt in meinen Augen Florenz schlecht, den Massentourismus in Qualitätstourismus umzuwandeln. Dazu braucht man viel mehr als einige gute Hotels und teure Läden. Die Kosten für die Infrastruktur würden beträchtlich sein, vor allem was die Gehwegequalität anbelangt.
Ich habe mir in den Uffizien einmal die Bilder auf Bodenbeläge in der Renaissance genau angeschaut. Tatsächlich sind rund um die Kirchen diese typischen, geriffelten Steinplatten zu sehen, die auch heute noch das Stadtbild prägen, aber im Laufe der Zeit zu Stolperfallen ersten Ranges werden.
Ich denke, da könnten Architekten mit modernen Mitteln Besseres schaffen. Man könnte so eine Art Kunststoffbeläge schaffen, eben, gehfreundlich, rutschsicher und schön. Andere Städte haben ähnliche Probleme und wären für kreative Lösungen dankbar.
Florenz war die Reise wert, auch im Winter und auch bei Temperaturen nahe am Gefrierpunkt. Man wird nur dann besonders schmerzlich feststellen, dass Florenz keine gastliche Stadt ist und vor allem nicht seniorenfreundlich ist. Aber Kulturtouristen werden alle Unzulänglichkeiten ignorieren und die Stadtverwaltung, die diese alle ohnehin kennt, kümmert es nicht, solange nur genügend Geld hereinkommt.
Warnung vor den gefälschten Produkten der Straßenhändler
Florenz muss nur aufpassen, dass die Stimmung nicht kippt. Kultur gibt es auch an anderen Plätzen, neue Medien können sie an jedem Ort der Welt optimal darstellen. So habe ich die schönsten Renaissance Bilder in einem virtuellen Cave in Linz (Ars Electronica Center) gesehen. Wie man an Neapel sieht, können auch frühere Traumziele ganz schnell unwichtig werden. Die weltweite Konkurrenz schläft nicht und Arroganz hat schon oft das Ende einer Blütezeit eingeläutet. Wer am demografischen Wandel teilhaben will, muss sich auf ältere Touristen besser einstellen.
Ich z.B. werde in absehbarer Zeit nicht wieder nach Florenz fahren, wohl aber nach Venedig, um bei Italien zu bleiben. Wenn man spürt, dass man als Gast nicht willkommen ist, dann bleibt man eben weg. "Anlocken und Abzocken" funktioniert in einem transparenten Reisemarkt nicht mehr.
Wir haben über HRS das Hotel Kursaal & Ausonia (***) gebucht: Verdiente drei Sterne. Eine Neueröffnung, aus drei kleineren Hotels zusammengestellt (2007). Gelungene Renovierung. Kein Lärmproblem zur stark befahrenen Straße Via Nazionale, die Fenster isolieren gut. Etwas unangenehm: die Heizung durch die Klimananlage - aber so ist es im Süden. Deshalb im Winter immer warme Hauskleidung und warme Hausschuhe (wegen des Steinfußbodens) mitnehmen.
Hotel Kursaal Ausonia
Günstige Lage, vor allem auch für Messebesucher. Gegenüber eine Rosticceria Cinese (mit gutem Essen und Snacks, die man im Zimmer essen kann), im Gebäude ein Sale e Tabacchi (für Briefmarken und zum Fahrkartenkauf für die Busse), eine Automatenwäscherei ist nahe, es gibt einige Internetcafes (aber HRS Kunden haben gratis WLAN Anschluss im Hotel), die große Markthalle ist ganz in der Nähe, ebenso ein Straßenmarkt. Sehr freundliches Personal. Schmaler, langsamer, aber höflicher Lift, die Tür öffnet sich majestätisch von selbst. Zimmer im 2.Stock (dort waren wir) erscheinen mir angenehmer zu sein, ruhiger, weil es da keine Rezeption und keinen Frühstücksraum gibt. Das Stiegenhaus zum 3.Stock ist im Winter sehr kalt! Frühstücksraum, italienisches Frühstück.
Markthalle (Mercato)
Zum Dom oder zum Hauptbahnhof sind es nur 10 Minuten zu Fuß, vielleicht mit einem Riesenkoffer mehr. Beim Bahnhof ist auch McDonalds und eine Großpizzeria (Spizzico).
Insgesamt empfehlenswert und für unseren Reisezeitraum zu Weihnachten optimales Preis-Leistungsverhältnis.
Ein Tipp, besonders für Autofahrer: Man kann problemlos außerhalb von Florenz wohnen, wenn man eine gute Zugverbindung in die Stadt hat.
War eine gute Idee. Die Fahrtdauer ist je nach Zugart und Anschluss zwischen einer Stunde und 90 Minuten. Optimale Anbindung durch eine kurze Zugstrecke von Pisa Aeroporto zum Bahnhof Pisa Centrale, Fahrtdauer 5min. Mehr Details auf der Pisa-Seite.
Stazione Firenze SMN (Santa Maria Novella)
Da der Hauptbahnhof Firenze SMN (Firenze Santa Maria Novella) mitten in der Stadt liegt, kann man gut auch außerhalb übernachten, solange man ein Hotel in der Nähe einer Zughaltestelle findet. Von SMN bis zum Dom sind es nur 10 Minuten zu Fuß!
Das bewährte EUXUS Team bestand aus Vater Otto Buchegger (64 Jahre alt) und Sohn Philipp Buchegger (24). Wir waren eine ganze Woche im Dezember 2008 unterwegs. Als nützlicher Reisebegleiter war zum ersten Mal ein Netbook dabei, das bei dem Gratis WLAN Anschluss im Hotel besonders gut zum Einsatz kam.
Das EUxUS Team vor dem Palazzo Gritti
Wir haben einen ausführlichen Praxis-Batterietest mit eneloop AA Akkus gemacht. Bei sehr kaltem Wetter über 500 Fotos mit einem 2-er Satz für die Canon Powershot A 720 IS, das ist mehr als zufriedenstellend. Bei diesen Leistungen für Standard Akkus kann man alle anderen proprietären Akkus bei Digitalkameras vergessen. Hoffentlich spricht sich das auch in Fachkreisen herum!
Christbaum im Palazzo Vecchio
Der passende Soundtrack: Laura Pausini Primavera in Anticipo
Den Film Zimmer mit Aussicht (A room with a view, 1985) beginnt in Florenz.
Ein umfangreicher Reisebericht von Helga Buchegger