In Deutschland denken viele an die Pisastudien (PISA = Programme for International Student Assessment), wenn sie Pisa hören, hier ist aber von der Stadt in der Toskana die Rede, die durch ihren Schiefen Turm (Torre Pendente) weltberühmt wurde.
Stazione Pisa Centrale
Die meisten Touristen werden nur das Weltkulturerbe, die Piazza dei Miracoli (Platz der Wunder) oder auch La Piazza del Duomo genannt, das einzigartige Ensemble von Dom (duomo), Glockenturm (campanile), Taufkapelle (battistero) und Friedhof (camposanto) sehen und vom Rest der eher kleinen Stadt (ca. 90.000 Einwohner), mit etwa 40.000 Studenten, wenig mitbekommen.
Der Schiefe Turm (Torre Pendente) von Pisa (und warum er immer noch steht)
Wir sind von Florenz preiswert mit dem Zug angereist und nach etwa einer halben Stunde Fußweg am Ziel angekommen. Wir hatten Glück mit dem Wetter, die ganze Fahrt war Nebel im Arnotal (was auch im Winter nicht oft vorkommt, wie uns gesagt wurde) und nur um die Mittagszeit waren 2 Stunden nebelfrei und mit guter Sicht.
Die Arnoufer in Pisa
Pisa verfügt über einen stadtnahen Flughafen, der gerne von Billigfliegern angeflogen wird und auch als Militärflughafen genützt wird. Eine optimale Anbindung durch eine kurze Zugstrecke führt zum Bahnhof Pisa Centrale (Fahrtdauer 5min). Tickets (bigletti) dazu gibt es nicht an den Gleisen, dort sind auch kein Automaten, wie man sie sonst oft in Italien findet, sondern nur direkt am Flughafenausgang, rechts an der Information, meistens mit einer langen Schlange (Status 2008). Tickets muss man immer noch extra am Bahngleis entwerten (das macht Fremden oft Probleme, weil manche Automaten schlecht funktionieren: immer ganz links einschieben!), dafür kann man sie auch gut im Voraus kaufen! Wer ohne entwertetes Ticket fährt, fährt schwarz!
Studentenfahrrad in Pisa
Absolut sehenswert und zu Recht Weltkulturerbe. Die hohen Eintrittspreise erscheinen gerechtfertigt, wenn man den immensen Aufwand für die Rettung des Turmes in Betracht zieht. Leider auch hier mit unfreundlichem Personal, das wie oft in Italien offensichtlich durch den Besucherandrang überfordert wird.
Der Dom von Pisa
Zu meinen freudigen Überraschungen gehörte, dass man den Schiefen Turm wieder besteigen kann. Bei meinen früheren Besuchen hätte ich mir kaum vorstellen können, dass ich das noch erleben werde. Tickets für den Aufstieg gibt es in Turmnähe, man wird in Gruppen zu 45 Personen für eine halbe Stunde eingelassen.
Die Glocken vom Glockenturm
Eintritt 15 / Person (2008), es gibt keine Ermäßigungen und keine Führung im eigentlichen Sinn. Taschen muss man vorher abgeben, Fotografieren ist aber ausdrücklich gestattet.
Hier gibt es die Tickets für den Turm und auch die Garderobe
Zum Glück habe ich mir aus Zeitnot (wir konnten sofort aufsteigen) die vielen Warnhinweise nicht durchgelesen, sie hätten mir nur unnötig Angst gemacht. Ich fand den Aufstieg problemlos, nur ganz oben hat mich dann doch etwas die Höhenangst gepackt. Aber es ist alles gut gesichert. Mit einer Kamera in der Hand habe ich übrigens viel weniger Höhenangst, als ohne. Das wäre doch mal eine genauere Untersuchung wert.
Blick nach Osten vom Schiefen Turm
Vielleicht sollten weniger fitte Menschen sich am Ende der Schlange einreihen (man kann bei den etwa 290 Stufen schlecht überholen), sich auch viel Zeit für den Abstieg lassen und nicht ganz bis zur Turmspitze hoch steigen.
Enge Steintreppe zum höchsten Punkt des Turms
Der Ausblick ist fantastisch, auch wenn man nicht wirklich hoch über dem Boden ist (etwa 56 Meter am höchsten Punkt). Einige Stufen sind ziemlich ausgetreten, also sich immer mit der Hand absichern. Die Neigung von etwa 4 Grad spürte ich an der Turmspitze am meisten. Die Schiefe des Turms macht sich beim Rundgang stark bemerkbar und für Leute, die wie ich nicht schwindelfrei sind, verstärkt es noch zusätzlich den Eindruck der Höhenangst.
Der Rundgang auf der Turmspitze des Schiefen Turms
Aber alles ist gut gesichert und ich konnte - trotz zugegebenermaßen etwas Angst - den Ausblick wirklich genießen. Nach 25 Minuten Aussicht beginnt der Abstieg und für viele wird dies wahrscheinlich mehr Muskelkater als der Aufstieg verursachen.
Der Norden Pisas
Man sieht von oben auch, dass Pisa doch eine kleine Stadt ist und kann den anliegenden Altstadt-Teil gut überblicken.
Der große Schatten des Fotografen
Wir haben versucht, das ganze Gelände von allen Seiten zu fotografieren und durch die Verzerrung der Linsen ist es gar nicht so einfach, die gesehene Schiefe des Turmes auch auf den Fotos einzufangen. Wie immer sieht man in der Natur eben mehr als auf den Bildern.
Der Schiefe Turm von Pisa (Il Torre Pendente di Pisa)
Der eigentlich kostenlose Eintritt in den Dom ist uns nicht gelungen, weil wir nur 28 Minuten vor der Mittagspause da waren, zwei Minuten zu spät, denn der Eingang wird schon eine halbe Stunde vor der Pause geschlossen, damit die Besucher ungehindert ausströmen können. Im Sommer eine vielleicht sinnvolle Massnahme, im Winter aber reinste Schikane.
Der Dom (Duomo, Cattedrale) von Pisa, Westfront
Für die Taufkapelle und den Friedhof gibt es Eintrittskarten im Sinopie Museum, kombiniert für 8. Beide haben keine Mittagspause. Aber nach dem Frust mit dem Dom haben wird die Finger davon gelassen.
Taufkapelle (Battistero) auf der Piazza del Duomo
Auf dem ganzen Gelände der Piazza dei Miracoli gibt es keine einzige Sitzbank, auf der man verweilen und den Anblick auf diese wunderbare Anlage genießen könnte.
Wer sitzen will, kann sich zwar auf die Steinstufen setzen, im Winter keine optimale Lösung. Für mich ein Zeichen, dass man auch hier für jeden Touristen, der gar nicht kommt oder nur kurz verweilt, dankbar ist. Aber immerhin gibt es eine öffentliche Toilette, die man beim Dom in Florenz vergeblich suchen wird.
Friedhof (Camposanto) auf der Piazza del Duomo
Ich frage mich oft, warum man so viel Geld für Image-Werbung ausgibt, wenn man dann vor Ort nicht wirklich touristenfreundlich ist.
Das Stadtzentrum erstreckt sich über vier historische Stadtviertel, vom Bahnhof im Süden bis zur Piazza dei Miracoli (Platz der Wunder) mit dem Schiefen Turm im Norden. Richtig belebt ist die Stadt nur, wenn die vielen Studenten da sind.
Pisa, Fußgängerzone vom Bahnhof zum Arno
Pisa hat mich aus mehreren Gründen fasziniert. Erstens die schöne Lage am Arno mit breiten Uferpromenaden, auf denen man wirklich bummeln kann (im Gegensatz zu Florenz, wo man eher im Gänsemarsch den Arno entlang schleichen muss).
Altstadt von Pisa, rechts des Arno
Dann die optimale Verkehrsanbindung durch Bahnhof und Flughafen. Beim Rückweg von der Piazza del Duoma zum Bahnhof sind wir durch das historische Viertel gegangen, haben die wunderschöne Piazza dei Cavalieri fotografiert.
Pisa, Piazza dei Cavalieri
Denkmal der Mathematikers Ulysse Dini
Durch Zufall haben wir an der Piazza de Garibaldi (direkt an der Brücke zur Fussgängerzone) eine kleine Pizzeria entdeckt, ganz ursprünglich italienisch. Ein großer Pizzaofen, eine Theke und ein Schrank mit Getränken, in richtig studentischer Atmosphäre haben wir eine leckere, günstige Pizza genossen.
Pisa, Pizzeria Le Favole
Es sind zum Glück oft diese kleinen Erlebnisse, die im Gedächtnis bleiben, nicht die spektakulären Sachen. Beim Rückweg durch die Fussgängerzone hat Philipp auch noch die italienische Wirtschaft etwas angekurbelt. Trotz einiger negativer Erlebnisse werde ich Pisa wieder besuchen, es ist überwiegend seniorenfreundlich und zur Zeit noch wunderbar mit dem Flugzeug von Stuttgart zu erreichen.
Es ist so "normal", jugendlich, trotzdem sehr italienisch und ich kann mir gut vorstellen, dass man zur wärmeren Jahreszeit bei einen Wochenend -Trip in italienischer Atmosphäre hier gut ausspannen kann.
Das bewährte EUXUS Reiseteam bestand aus Vater Otto Buchegger (64 Jahre alt) und Sohn Philipp Buchegger (24). Wir fliehen schon seit vielen Jahren mit Städtereisen im Winter vor den, in unseren Augen, unfröhlichen deutschen Weihnachten.
Vater und Sohn Buchegger auf dem Schiefen Turm von Pisa
Fotografiert wurde mit mehreren Canon Powershot Kameras (A 710, A 720, A 590). Je älter die Kamera war, desto besser waren die Fotos. Wenn ich Manager in der Kameraindustrie wäre, ich würde über diese Aussage entsetzt sein und endlich gegensteuern.
Anflug auf Pisa mit TUIfly
Als nützlichen Reisebegleiter haben wir zum ersten Mal einen GPS Logger eingesetzt. Der Logger erlaubt, die gesamte Reise (interessant sind vor allem Bahnfahrten und Flüge, z.B. der Flug Stuttgart-Pisa) mit der Hilfe von Google Earth (das installiert sein muss) beliebig oft nachzuvollziehen.
Pisa Aeroporto, Bahnhof für das Zugshuttle nach Pisa Centrale
Schöne Fotos aus der Toskana (mit Innenansicht des Doms von Pisa)