Schön, jung, gebildet, fromm und attraktiv, so ist meine kurze Zusammenfassung von jener Stadt an der Weichsel, die UNESCO-Weltkulturerbe ist, schon Kulturhauptstadt Europas war, aber trotzdem in Deutschland nahezu unbekannt geblieben ist.
Woran es liegt, weiß auch ich nicht genau. Ich vermute, es ist ein falsches Bild über Polen, das immer noch die Deutschen abhält, die schönste Stadt Polens zu besuchen. Der Flieger von German Wings, der uns nach Krakau gebracht hat, war zwar gut belegt, aber überwiegend mit Franzosen.
Auch in Krakau selbst habe ich neben Polnisch viele andere Sprachen gehört, darunter viel English, skandinavische und baltische Sprachen, aber wenn es Deutsch war, dann mit österreichischem Akzent.
Vielleicht sind die Deutschen schon zu alt, um so eine junge, dynamische, kulturell äußerst vielfältige Stadt noch zu besuchen. Über 50.000 Studentinnen und Studenten lassen in der Altstadt wirklich das Gefühl aufkommen in einer Stadt der ewigen Jugend zu sein. Selbst mein Tübingen kann da nicht mithalten.
Krakau ist groß und es besteht nicht nur aus der Altstadt, wo die Universität dominiert. Aber die Kurzbesucher werden sich vor allem hier aufhalten und sie finden dort ein wahres Paradies an optischen, kulturellen und auch kulinarischen Eindrücken.
Auch zum Einkaufen wird sich etwas finden. Angeboten werden vor allem Bernsteinschmuck, Gemälde, Spiele und Kleidung. Das Preisniveau ist noch erfreulich niedrig, leider wird noch nicht überall der Euro akzeptiert.
Die von den Deutschen mit Polen stets assozierte Kriminalität scheint mir überhaupt kein Thema (mehr) zu sein. Nicht nur, dass uns nichts passiert ist, ich habe auch keinerlei Indizien von Kriminalität feststellen können, wie Prostitution, aggressive Bettelei oder Hütchenspieler. Wenn es sie gibt, dann hat sie sich zumindest gut getarnt.
Krakau sollte man unbedingt mit dem Fotoapparat besuchen. Diese Dichte von Baudenkmälern, vor allem Kirchen, Türmen, Palais und Theatern ist bemerkenswert und wird vielleicht nur noch von Venedig übertroffen.
Ich fand es interessant, dass ich mich (als geborener Österreicher) in Krakau überhaupt nicht wie im Ausland gefühlt habe. Ich verstehe zwar kaum Polnisch, konnte deshalb viele Aufschriften nicht lesen, trotzdem war mir die ganze Stadt mit dem Straßensystem, den Gebäuden, Parks, und anderen Einrichtungen gleich vertraut.
Alle Menschen scheinen Englisch zu können, alle wesentlichen Aufschriften sind auch in Englisch. Ich habe an jene US-Politiker denken müssen, die gerne vom "Neuen Europa" in Polen gesprochen haben. Wenn man Krakau gesehen hat, wird man diese sarkastisch gemeinten Worte in einem ganz anderen Licht betrachten. Hier weht wirklich ein anderer Wind als bei uns in Deutschland, frischer, dynamischer.
Natürlich kann ich als ein Tourist, der einige wenige Tage im Zentrum der Stadt verbringt, kein objektives Urteil abgeben. Aber ich müsste mich schon sehr täuschen, wenn meine sehr positiven, ersten Eindrücke nicht auch einer gründlicheren Überprüfung standhalten würden.
Ich wünsche mir, dass mehr Deutsche Krakau besuchen und sich selbst ein Bild von dieser wunderbaren Stadt machen können. Wenn wir schon unseren neuen EU-Partner im Osten besser kennen lernen wollen, dann ist Krakau sicher ein exzellenter Start dafür.
Ich bin sehr preiswert mit GermanWings von Stuttgart nach Krakau geflogen. Der Flug dauert etwas über eine Stunde und man sieht unterwegs Nürnberg und Prag von oben. Ich finde es sehr klug von den Billigfliegern Krakau als Ziel aufzunehmen. Es ist sowohl für Jugendliche, wie auch für gebildete Senioren sehr attraktiv. Beide Flüge waren gut belegt, beim Hinflug hat eine große französische Reisegruppe dominiert, beim Rückflug waren viele Polen im Flieger.
Ich erinnere mich, dass die Stiftung Warentest für German Wings keine Bestnoten vergeben hat. Warum nicht, konnte ich auch auf diesem Flug nicht nachvollziehen und immerhin habe ich bald das ganze Liniennetz von Stuttgart aus getestet. Ich wüsste nicht, was man hätte besser machen können. Es war alles perfekt, trotz großer Hektik, die nach dem Tode des Papstes am kleinen Flughafen Krakau herrschte.
Es gibt zwar einen preiswerten Bus vom Flughafen zum Hauptbahnhof, aber ich habe den Taxiservice genommen, den das Hotel angeboten hat. Für einen Festpreis von 20 Euro hat es uns sicher, bequem und mit schönen Ansichten in 30 Minuten zum Hotel gebracht.
Das Hotel Batory hat mir eine Bekannte empfohlen, gebucht haben wir es über HRS. Dort ist der Preis wesentlich niedriger als bei einer Direktbuchung und man kann auch leichter zurücktreten. Es liegt nahe am Zentrum, inmitten von Kliniken. In 10 Minuten ist man zu Fuss am Hauptplatz (Rynek Glowny, siehe Markierung am Stadtplanbild) und man kann auch in 30 Minuten zu Fuss den Stadtteil Kazimierz erreichen. Auf dem Weg dahin kommt man auch zur Grzeg??rzecka ul., wo jeden Sonntag der berühmte Krakauer Flohmarkt stattfindet.
Mit dem Auto wollte ich nicht nach Krakau fahren. Der Verkehr ist sehr dicht. Auch als Fussgänger muss man vorsichtig bei den vielen Autos sein. Besser scheint mir die Anreise mit dem Zug zu sein. Der Hauptbahnhof (Dworzec Glowny) liegt zentral am Rande der Altstadt.
Druckt man sich einen Internet Stadtplan aus, dann hat man gleich alles, was man für eine kurze Besichtigung braucht. Einen Reiseführer habe ich zwar in Deutschland gefunden, aber keinen Stadtplan. Zum Glück aber gibt es ja das Internet.
Die Küche ist international. Es gibt bodenständige (d.h. für mich alte österreichische) Küche, aber auch alle internationalen Restaurants (indisch, chinesisch, italienisch, griechisch, selbst Döner!) und natürlich auch mehrfach McDonalds.
Das Frühstück im Hotel war so ausgiebig (selbstverständlich auch mit Krakauer Wurst), dass ein kleiner Lunch zwischendurch genügt hat. Abends ist das Essens-Angebot in der Altstadt noch viel größer, aber dann auch etwa um 20 - 30 Prozent teurer, aber immer noch wesentlich billiger als in Deutschland. In den Preisen der Speisekarten sind manchmal die Beilagen extra zu bezahlen, genau hinschauen beim Vergleichen!
In den vielen Kellern (Piwnica, meist beginnen sie mit "pod", was soviel wie "unter" bedeutet)) ist ein schier unübersehbares Angebot an Musik und Theatern zu finden. Einiges davon war während unseres Aufenthalts wegen der Sorge und Trauer um den Papst, der ja aus Krakau kam, allerdings geschlossen.
An jeder Ecke findet man ein (noch preiswertes) Internetcafe und an den unzähligen Apotheken hat man gesehen, dass es in diesem Stadtteil viele Kliniken und Universitätsinstitute gibt.
Als Tourist wird man im wesentlichen die Gebäude am Hauptplatz, einem der größten seiner Art in Europa, bewundern, mit den zentralen Tuchhallen und der alles überragenden Marienbasilika, dem Wahrzeichen Krakaus, so wie dem Rathausturm.
Vom Hauptplatz nach Norden muss man die Florianska (Straße) bis zur Stadtmauer mit dem Floriansturm gehen. Durch das Tor durch muss man sich auch den wuchtigen Rundturm der Barbarkane anschauen.
Vom Hauptplatz Richtung Süden durch die Grozka geht man bis zum Burgberg des Wawel. Will man mehr als nur einen kurzen Eindruck bekommen, dann sollte man dafür aber mindestens einen halben Tag einplanen.
Aus historischen Gründen gerne besucht wird der Stadtteil Kazimirz, das ehemalige Ghetto und Judenviertel. Juden als Bewohner wird man dort heute keine mehr finden, wohl aber viele Touristen. Hält man sich an den gut beschilderten Rundgang, wird man alle Erinnerungsstätten sehen, leider gepaart mit viel Kommerz.
Weniger als zwei volle Tage sollte man selbst für einen oberflächlichen Eindruck von Krakau nicht vorsehen. Eine Stadtführung mit dem Reisebus ist nicht empfehlenswert, weil alle interessanten Ziele ohnehin nur zu Fuss zu erreichen sind. Wer gehbehindert ist, kann leicht auf die kleinen Fahrzeuge ausweichen, die überall ihre Dienste anbieten oder sich einen Fiaker mieten. Ausflugsziele mt dem Bus sind Auschwitz und das alte Salzbergwerk.
Soweit ich beobachten konnte ist Krakau rollstuhlfreundlich und mit seinen vielen öffentlichen (meist kostenpflichtigen und beaufsichtigten) Toiletten auch sehr seniorenfreundlich. Das Pflaster ist oft etwas holprig, man braucht also gute Schuhe und man wird in ihnen auch viel unterwegs sein.
Wir waren vom 1. bis zum 4.4.2005 In Krakau. In dieser Zeit lag der berühmteste Sohn der Stadt, Papst Johannes Paul II, im Sterben und ist am 2.4. verstorben. Die Anteilnahme an seinem Leiden und seinem Tode war überwältigend und hat natürlich auch unseren Aufenthalt geprägt. Szenen aus dieser Zeit sind auf der Trauer-Seite.
In diesem Zusammenhang mag es interessant sein, dass Zbigniew Preisner ebenfalls ein Krakauer ist. Er hat die m.M. nach schönste Moderne Romantik komponiert, bekannt vor allem als Filmmusik.
Es gibt leider noch nicht sehr viele deutschsprachige Informationen zu Krakau im Netz. Hier nur eine kleine persönliche Auswahl, für alle die sich vorab informieren wollen:
http://www.wikiwand.com/de/Krakau Krakau im Internet-Lexikon
www.krakow.pl Homepage der Stadt Krakau (englische Ausgabe)
Czartoryski Museum Nationalmuseum
www.cracowpostergallery.com/index5.php Plakatgalerie und Poster
www.bunkier.com.pl The Art Bunker Contemporary Art Gallery
www.euxus.de/krakau.html