Malta im Winter, für viele die bessere Alternative zu Mallorca

MALTA im WINTER - 2007

Malta statt Mallorca im Winter? Malta statt Malle? Darauf wollte ich eine Antwort haben und habe Ende November 2007 eine Kurzreise als Test gemacht. Die Antwort ist für mich ziemlich klar: Wer fit und unternehmungslustig ist, English spricht und eher an Kultur als an Natur interessiert ist, der wird im Winter Malta vielleicht anregender als Mallorca finden. Auf Malta 2008 findet man viele weitere Bilder zu Malta und detailliertere Informationen.

Wer aber einen Wartesaal zum Friedhof braucht, mit deutscher Infrastruktur, vom deutschen Arzt, über die Bildzeitung in der Hotellobby, bis zu RTL im Fernsehen, der teilt sich weiterhin mit anderen deutschen Rentnern ein gutes All-Inclusive Hotel an der Playa de Palma.

Malta liegt weit im Süden. Die Hauptstadt Valletta hat die geographische Breite von 35°53 '52" N, das ist südlicher als Tunis (36°8'N) in Nordafrika, und die Länge 14°30 '45" E, das entspricht etwa Prag. Im Vergleich dazu, die Hauptstadt Mallorcas, Palma de Mallorca liegt (mit 39°34'N, 2°39'E) wesentlich weiter im Norden und im Westen.

Für die ohnehin kurzen Wintertage bedeutet dies, dass es in Malta insgesamt länger hell ist, aber - nach unserem Zeitgefühl - vor allem am Morgen, am Abend wird es leider früher dunkel. Wer also gerne früh aufsteht, wird in Malta mehr und auch intensivere Sonne als in Mallorca bekommen. Malta liegt in der selben Zeitzone wie Deutschland, man muss keine Uhr umstellen.

Auch im Winter bleibt es relativ warm, die Durchschnittstemperaturen sinken nicht unter 10 Grad Celsius. Senioren werden dies lieben. Wie bei jeder Mittelmeerinsel ist das Wetter im Winter ist feucht, zumindest bei der Abkühlung am Abend wird man die hohe Luftfeuchtigkeit spüren. Regen ist auch im Winter auf Malta nicht allzu häufig, kann aber, wenn er heftig ausfällt, schnell das Abwassersystem zum Überlaufen bringen..

Was auf beiden Inseln, Malta wie Mallorca, empfindlich stören kann, das ist der Wind, der häufig und stark blasen kann. Die Architekten haben mit entsprechenden Bauten dafür gesorgt, dass man mit ihm leben kann. Wer aber auf Wind empfindlich mit Bindehautentzündungen reagiert, sollte mit entsprechender Medizin und Brillen vorsorgen. Selbst wenn es nicht windet, wird man bei den häufigen Busfahrten starker Zugluft ausgesetzt sein.

Malta ist ab dem 1.1.2008 Euroland. Es ist zu erwarten dass der Übergang von der Maltesischen Lira (lm, allgemein nur als "Pound" bezeichnet) nicht schlagartig und radikal erfolgen wird. Der feste Umrechnungskurs ist 0.4293, d.h. Preise in Pounds erscheinen als sehr niedrig. Für die Touristen ist diese Umstellung ein Segen, die Malteser befürchten, wahrscheinlich auch zu Recht, dass sie mit Preiserhöhungen verbunden sein wird. Für Nostalgiker habe ich einige Malta - Münzen verewigt. Es wird übrigens eigene Malta Euro Münzen geben, die Münzsammler wird es freuen.

Malta ist ab 21.12.2007 auch Schengen Staat, das heißt, man braucht bei der Ein- und Ausreise keinen Pass mehr vorzuzeigen und fühlt sich somit wirklich auch in Malta im EU Inland.

Die Gesamteinwohnerzahl Maltas beträgt etwa 400.000. Da die Fläche Maltas relativ klein ist, ergibt sich eine sehr hohe Bevölkerungsdichte, die bei 1.260 Personen pro Quadratkilometer liegt, das ist höher als New York City! Malta hat die sechsthöchste Bevölkerungsdichte der Welt. 92 Prozent der Menschen leben in einer Stadt. Man kann grob behaupten, dass große Teile der Ostküste eine einzige Stadt sind, deren Grenzen man als Tourist kaum ausmachen kann.

Gemäß britischer Tradition herrscht in Malta Linksverkehr. Also liebe Deutsche Mitbürger, vor dem Überqueren der Straße erst nach RECHTS schauen! Ich persönlich mag bei Linksverkehr nicht mehr selbst mit dem Auto fahren. Das gute Busnetz erreicht alle Plätze, man kann sich also das Automieten ersparen. Man spart allerdings viel Zeit und hat selbstverständlich größere Freiheit, wenn man selbst fährt. Mit einem geübten Beifahrer als Lotsen wird es auch gelingen. Der Linksverkehr gilt natürlich auch für Fussgänger!

Da viele Straßen Einbahnstraßen sind, wird man bei Buslinien achten müssen, wo man zu- oder aussteigt. Nicht immer wird dies der gleiche Platz sein. Wenn man den Ausstieg nicht durch ein Klingelzeichen angibt, hält der Bus bei den vielen Stops nicht .

Taxis vom Flughafen haben feste Preise. Man bezahlt diese, zusätzlich einer Vermittlungsgebühr, vor dem Fahrtantritt im Flughafen. Wer keine Pauschalreise gebucht hat, bei der man mit seinem Bus zum Hotel gebracht wird, und mehr als ein kleines Handgepäck dabei hat, wird sich ein Taxi leisten müssen. In den öffentlichen Bussen ist schlicht kein Platz für große Koffer.

Diese Busse sind großteils alte englische Fabrikate und für heutige Personen zu klein. Aber auch neue bleiben klein, denn es mangelt an Platz auf den Straßen.

Die Busfahrer scheinen mir die wahren Könige Maltas zu sein. Bei offenen Fenstern und auch Tür (es gibt nur eine, hier müssen alle durch, Türloch wäre der bessere Ausdruck) wird gleichzeitig gefahren, das Ticket und Wechselgeld ausgegeben, mit Zigarre im Mund Radio gehört. Da die Busse alt und schrecklich laut sind, muss das Radio noch viel lauter sein, damit man noch was zu Hören bekommt.

Würde ich ein typisches Malta-Erlebnis angeben müssen, es würde eine Busfahrt sein. Zum Beispiel mit dem Number 8, der den Flughafen mit dem Valletta Bus Terminus verbindet. In der halben Stunde, in der man durch Dörfer und Stadtteile unterwegs ist, bekommt man ein einzigartiges, übrigens sehr preiswertes, Malta-Feeling.

Eine nette Story, die ich bei der Fahrt zum Flughafen erlebt habe, will ich hier einfügen. Im Bus Terminus steigt ein hühnenhafter Italiener ein, etwa 30 Jahre alt, von den Ausmaßen ein Helmut Kohl Typ, sicherlich 150 kg schwer. Der Busfahrer will für den ebenfalls riesigen Koffer,den er dabei hat, ein zweites Ticket ausstellen, Kosten auch nur 20 Malta Cents, also etwa 50 Euro Cents. Der Italiener und der fließend italienisch redende maltesische Busfahrer (die Maltereser sehen gerne italienisches Fernsehen) schreien einander an. "Wenn es nicht wo steht, dass das Gepäck etwas kostet, dann kostet es auch nichts, so sei das in Italien."

Der Busfahrer kontert, er könne ja wieder aussteigen und sich bei der Zentrale am Platz erkundigen. Lange Streiterei. Da fängt eine alte, knorrige Dame (a la Sophia Petrillo von den Golden Girls) zu schreien an: BASTA, BASTA, ich bin auch Italienerin und du bist jetzt ruhig und zahlst. Und siehe da, der Hühne zahlt tatsächlich. Ich wollte, ich hätte im Ausland auch diese Zivilcourage, um manche ständig besser wissende und meckernde Landsleute zurecht zu weisen.

Nicht nur im Ausland sind diese typischen, lauten, bösen, bissigen, alten deutschen Frauen gefürchtet, die überall gleich das Kommando übernehmen und speziell in Mallorca zur Plage werden können.

In Malta wird man sie weniger finden, aber auch hier ist die Welt nicht heil. Meiner Beobachtung nach, sind es manche alte britische Männer, die eine ähnliche unrühmliche Figur für ihr Land abgeben.

Der Malta International Airport ist ein kleiner Flughafen. Hier geht man noch zu Fuß vom Flugzeug in das Hauptgebäude. Beim Abflug konnte ich den Ausgang zum Abflug zuerst nicht finden. Die ganze Kontrolle war in einem kleinen abgegrenzten Abteil der einzigen Halle, ziemlich verwirrend selbst für mich, der ich wie ein Weltmeister geflogen bin.

Unterwegs war ich übrigens mit German Wings, direkt von und nach Stuttgart. Wieder ein perfekter Flug, leider - für Malta und die Fluglinie - etwa nur zu zwei Drittel voll. Gekostet hat mich der Flug, inklusive aller Gebühren, 110 €.

Wer die italienische Küstenlinie, die man lange entlang fliegt, sehen will, sitzt beim Hinflug links, beim Rückflug rechts. Wer Gozo von oben sehen will, muss auf der anderen Seite sitzen. Auf jeden Fall wird man über Sizilien fliegen, wo schon der Landeanflug beginnt.

Auf Malta gibt es keine Berge, aber selbst wenn man nur die Küste entlang geht, es ist immer wellig, hügelig wäre sicher eine Übertreibung. Fast alle Strände sind steinig, Steilküsten sind häufig. Im Norden findet man einige kleinere Sandstrände z.B. Armier Bay, Mellieha Bay und Golden Bay.

Malta hat zwei wichtige touristische Aspekte zufriedenstellend gelöst, die mir zum Schluss den Aufenthalt auf Mallorca ziemlich vermiest habe. Es gibt hinreichend öffentliche Toiletten, sogar gut ausgeschildert und Sitzbänke, die man auch bei weniger heißen Temperaturen noch benützen kann, weil sie aus Holz sind. Eigentlich sind dies Selbstverständlichkeiten, aber bis Mallorca haben sie sich offenbar noch nicht herumgesprochen.

So gibt es am großen Busbahnhof Bus Terminus in Valletta sogar zwei öffentliche Toiletten, die dazu auch noch kostenlos und in einem akzeptablen Zustand sind. Zum Vergleich, der Busbahnhof in Palma verfügt über keine einzige.

Malta wirkte sauber auf mich. Nicht geschleckt und steril, wie manche Villenviertel auf Mallorca, sondern lebendig und normal. Die Strafen für Verschmutzungen sind drakonisch, hier ein Schild, das ich oft gesehen habe

Lm 500, das sind 1139 Euro. Ich fand das beeindruckend! Und offenbar wirkt es auch.

Malta wirbt oft mit seinen Englisch-Sprachkursen. Selbstverständlich kann ich nichts über die Qualität dieser Kurse sagen. Aber ich kann ganz gut das "Total immersion", das Eintauchen in eine englischsprachige Welt nachvollziehen. Alle Schilder sind auf Englisch, die meiste Werbung ist british, man bekommt englische Zeitungen und sieht BBC im Fernsehen.

Auch die Stecker sind englische Norm (aber Spannung 240V / 50Hz, wie bei uns), wer größere Elektrogeräte mitnimmt, muss sich um einen Adapter kümmern. Die meisten Malteser verstehen English, jedoch nicht alle. So scheine ich an einen Taxifahrer gekommen zu sein, mit dem Konversation nicht möglich war.

Und wenn man schon English lernen will, dann ist es sicherlich angenehmer bei mediterranen Temperaturen und italienischem Essen. Die Welt- Verkehrssprache ist jedoch Simple English und das ist dem American English näher als dem British English.

Malta hat eine eigene Fussballnationalmannschaft. Sie erfüllt eine wichtige Funktion für den Rest der Welt, denn gegen sie können sogar z.B. die Österreicher hoch gewinnen. Wie sagte Rudi Völler 2007: "Brasilianische Spielweise einfordern mit Füßen aus Malta, das geht eben nicht". Seitdem weiß jeder Deutsche, was man unter einem Malta Fuss versteht.

Die Staatsbürger der Republik Malta bezeichnen wir im Deutschen Sprachraum im Allgemeinen als Malteser oder Malteserin, ihre Sprache, eine arabische Mundart, die mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird und viele italienische Fremdwörter enthält, als Maltesisch.

Die Malteser teilen diese Bezeichnung allerdings mit den Angehörigen des Malteserordens, dessen Sitz von 1530 bis 1798 auf Malta war, und mit einer aus dem Mittelmeerraum stammenden Zwerghunderasse mit langem weißem Haar. Man kann die kulturelle Bedeutung dieses kleinen EU Staates u.a. daran ablesen, dass es auch eine Taubenrasse, einen Aquavit, ein Weizenbier und eine Süßigkeit mit dem Namen Malteser bei uns gibt.

Die Süßigkeiten auf Malta, wie auch die All You Can Eat Buffets scheinen mit auch für die Übergewichtigkeit verantwortlich zu sein. Laut EU Statistik leben auf Malta die meisten fettleibigen Männer, denn rund ein Viertel der Bürger hat einen BMI von mindestens 30. Hier kann man wieder mal sehen, wie man mit Daten Vorurteile festigen kann. Der BMI (Body Mass Index) benachteiligt Menschen mit zu kleiner Körpergröße. Gefährlich ist im wesentlichen das Bauchfett, das man mit dem Bauchumfang misst. Im Gegensatz zu den Deutschen sind die Malteser aber nur zu kurz, während die großen Deutschen mit gleichem BMI zu verfressen sind. Leider gilt dies auch für mich.

Süß ist auch das alkoholfreie, nationale Erfrischungsgetränk, Kinnie, ein Art Spezi, mit vielen Bitterstoffen. Als Tourist muss man es zumindest probiert haben, es schmeckt gut!

Auch ich habe mich von vielen Vorurteilen über Malta bisher von einem Aufenthalt abhalten lassen. Ich Nachhinein bereue ich dies und ich danke meiner Tochter Barbara, der ich vertraut habe, dass sie mich auf die richtige Spur gebracht hat.

Für mich sind die Billigflieger die einzige Chance, mit geringem finanziellen Risiko solche Schritte zu wagen und mich vor Ort informieren zu können.

Malta wird nicht jedem gefallen. Es gibt keine Züge, keine Straßenbahnen, keine Scheidung, keinen Rechtsverkehr. Manche stören sich vielleicht auch dem Einfluss der katholischen Kirche und empfinden die Bevölkerung als bigott. Für andere ist es ein völlig zugebauter Steinklotz im Mittelmeer, nur ein unsinkbarer und viel bombardierter Flugzeugträger.

Definitiv aber ist Malta einzigartig, selbst im vielfältigen Europa. Die Mischung aus Orient (Sprache und Bauten), British Commonwealth (Sprache, Medien, Verkehr), italienischer Lebensart (mit Esskultur und Rauchverbot) und zunehmend auch einem Schuss Schwarzafrika bieten für einige Zeit im Winter, bei wunderbarem Klima, eine hervorragende und anregende Abwechslung.

Malta ist überaus reich an kulturellen Schätzen, von denen einige auch zum Weltkulturerbe zählen. Bei weiteren Besuchen werde ich darüber berichten. Hier kann ich nur über Valletta was sagen, das ich zweimal besucht habe. Selbst beim kürzesten Malta Aufenthalt sollte man sich vom Upper Barrakka Garden über der Saluting Battery einen Blick auf den Grand Harbour gönnen. Er gehört für mich in die Kategorie Top Natur - Kultur - Weltwunder. Uniformierte weisen direkt nach dem Eingangstor (City Gate) in Valetta darauf hin.

Wer im Bus-Terminus umsteigen muss, der mache dort eine kurze Pause und gönne sich den kurzen Weg zur Saluting Battery. Es lohnt sich. Fotos können diesen grandiosen Eindruck nicht wiedergeben.

Einige praktische Tipps für eine Winterpause auf Malta. Am einfachsten ist eine Pauschalreise mit Halbpension. Da braucht man sich schon nicht um den Flughafentransfer und um Frühstück und Abendessen zu kümmern. Tagsüber wird man - neben Erholung - sicherlich einige Ausflugsziele erkunden wollen. Mit den Bussen kommt man preiswert überall hin.

Alle notwendigen Medikamente mitnehmen. Auch im Winter braucht man Sonnenschutz und Badezeug, wenn das Hotel entsprechende Anlagen hat. Windschutz (Sonnenbrille) nicht vergessen. Tagsüber kann es richtig warm werden, die Abende können unangenehm feucht-kühl sein. Gute Schuhe mit weicher Sohle mitnehmen, Sie werden viel auf Steinen gehen.

Für spezielle Reiseanbieter, aktuelle Hotelbewertungen und Kritiken schaut man im Internet nach.

Übrigens, alle Fotos wurden im Zeitraum 22. bis 25. November 2007 von mir gemacht. Ich, männlich und Deutscher, war da 63 Jahre alt und alleinreisend.