Die Kirchen in Rom sind zahlreich und die meisten sind überaus prächtig. Fast würde man sich wünschen, dass es weniger davon gäbe, wäre doch dann eine einzelne noch viel kostbarer als in der Masse. Zum Petersdom gehen ja alle, aber man sollte sich auch weitere anzuschauen.
Einige davon gehören auch zum Vatikan, sind aber außerhalb seines eigentlichen Staatsgebietes Exklaven in Rom. Die prächtigste ist meiner Meinung nach wahrscheinlich Santa Maria Maggiore, die ganz in der Nähe meines Hotels war.
Aber auch zwei weitere Papstkirchen stehen auf dem Routenplan der meisten Touristen. Erstens die noch stadtnahe San Giovanni in Laterano, bei der im ehemaligen Papstpalast heute auch das Historische Museum des Vatikans untergebracht hat, das aber wirklich nur für Vatikanfans sehenswert ist.
Und zweitens die großartige Basilika San Paolo fuori le mura (außerhalb der Mauern) im Süden der Stadt, die u.a. einen wunderbaren Kreuzgang besitzt.
Ist man schon im Süden dann sollte man auch einen Abstecher ins EUR (Metro B EUR Palasport) machen, dort befindet sich die große, moderne Basilika, SS. Pietro e Paolo all'EUR.
Kirchen waren ja in Rom nicht nur Gotteshäuser, sie sind oft auch so etwas wie diplomatische Vertretungen oder Botschaften anderer kirchlicher Organisationen gewesen, allen voran natürlich für die Ordensgemeinschaften. Da ich immer Schulgottesdienst in der Jesuitenkirche in Linz hatte, war es selbstverständlich, dass ich dem Vorbild aller Jesuitenkirchen, Il Gesu, auch einen Besuch abgestattet habe.
Aber auch Landeskirchen haben ihre Häuser. Die anglikanische Kirche die Chiesa di S.Paolo entro le Mura, in der regelmäßig konzertante Opern- und Arienabende stattfinden, die nicht nur preiswert, sondern durchaus auch ein guter Ersatz für die Oper sind.
Santa Susanna ist die "National American Catholic Church" in Rom und ein gutes Beispiel, wie prächtig selbst jene Kirchen sein können, die keine große Erwähnung in den Reiseführern finden.
Was mich in Rom immer wieder fasziniert, ist, wie selbstverständlich die katholische Kirche heidnische oder profane Einrichtungen übernommen hat. So steht auf dem Minervatempel jetzt Santa Maria sopra Minerva.
Viele ägyptische Obelisken oder römische Säulen wurden zu Standbildern für Heilige. Auf der Marc-Aurel-Säule auf der Piazza Colonna segnet jetzt z.B. der Hl. Paulus die Stadt.
Aus dem Tempel aller Götter, dem Pantheon, wurde die Kirche Santa Maria Rotonda. Immerhin wurde so das Weiterexistieren dieser Monumente gesichert, aber ein bisschen spürt man dabei auch die Intoleranz der Kirche in früheren Zeiten.
Berühmt wurde eine kleine Kirche im Süden, Santa Maria in Cosmedin. Eine alte Wandbrunnenscheibe mit der "bocca della verita", dem Mund der Wahrheit, lockt viele Besucher zur Mutprobe an, doch die Hand in ein Loch zu stecken.
Diese Kirche besitzt auch einen schönen Glockenturm, einen Campanile, den man sonst in Rom eher selten sieht, weil in den Basiliken die Glocken integriert sind.
Lobenswert ist, dass alle die erwähnten Kirchen keinen Eintritt verlangen, vernünftige Öffnungszeiten haben und viele auch Kioske und Toiletten anbieten. Man merkt, dass Rom eine Pilgerstadt ist.
Ebenfalls für Rom gilt natürlich eine Empfehlung, die für alle anderen Orte auch passt: Man sollte ruhig an den Gottesdiensten teilnehmen, auch wenn man nichts versteht. Besonders das in den frühen Abendstunden häufige Rosenkranzbeten (Rosario) ist eine vorzügliche Meditation.