Die Vatikanischen Museen (Musei Vaticani, MV) sind für alle Kunstliebhaber und Kulturinteressenten einen Besuch wert, auch für Nichtkatholiken, selbst für Nichtchristen. Sie beherbergen eine solche Fülle von Schätzen, dass man den Reichtum auch nach mehreren Besuchen kaum erfassen kann.
Sollte es einmal preiswerte Flüge morgens und abends geben, die MV wären für mich das erste Ziel für Eintages-Romausflüge. Viele Rom Besucher wagen sich nicht in sie hinein, weil sie die abschreckenden Warteschlangen sehen und die Gebäude von außen nicht sehr attraktiv erscheinen.
Aber die Warteschlangen bewegen sich schnell vorwärts und stellt man sich etwa um 8.30h an, ist die Chance groß, dass man nach der Öffnung um 8.45h schon um 9h drinnen ist.
Auch die übliche Papstaudienz am Mittwochvormittag ist ein guter Zeitpunkt für einen Besuch, weil dadurch viele Pilger gebunden sind. Wenn von März bis Oktober lange geöffnet ist, kommen auch um die Mittagszeit zwischen 12 und 13h wenige Besucher. Dann kann man zuerst in der Cafeteria (Kantinenessen zu Restaurantpreisen) auf unbequemen Fastfood Stühlen essen und sich dann auf den langen Weg zur Cappella Sixtina, der Sixtinischen Kapelle, machen.
Sie wird das Hauptziel aller Besucher sein und jeder Reiseführer gibt eigene Strategien an, wie man sie optimal besuchen soll. Die einen schlagen vor sofort nach dem Eintritt ins Museum sich schnellen Schrittes dorthin zu bewegen, damit man sie nicht vielen anderen Touristen teilen muss, die anderen wählen die Essenszeit dafür aus.
Wie immer man sich entscheidet, ob man jetzt eine Führung bucht oder sich alleine auf den Weg macht, man sollte es so einrichten, dass man eine volle Stunde in der Kapelle verweilen kann. Es gibt an den Wänden viele Sitzplätze und wechselt man einige Male die Positionen, wird man die meisten Teile der Wand und Deckengemälde im Original sehen können.
Will man allerdings die Bilder genau studieren, dann ist ein Bildband die bessere Wahl. Denn die Beleuchtung ist reduziert, es dürfen in der Kapelle nur "lautlose" Führungen gemacht werden (dafür gibt es eigene Technik), es dürfen keinerlei Aufzeichnungen gemacht werden (versucht es doch jemand mit der Digitalkamera, auch ohne Blitz, stürzt sofort ein Wächter herbei). So sind meine Fotos davon auch von den unzähligen Schautafeln, an Hand derer die FührerInnen die Werke Michelangelos erklären. Hilfreich ist ein kleines, leichtes Fernglas, das man ja auf jede Städtereise mitnehmen sollte.
Trotz all dieser Einschränkungen ist der Besuch ein Erlebnis, selbst wenn der Raum mit Menschen voll wird. Die Werke Michelangelos und das Wissen um die Bedeutung bei der Papstwahl beeindrucken.
Aber nicht nur die Sixtinische Kapelle ist eine Augenweide, die unendlich lang erscheinende Galerie der Landkarten Italiens ist fast noch prächtiger. Es gibt für mich kaum ein besseres Denkmal von Macht, aber auch Einsamkeit, als diese Korridore, die zur Kapelle führen.
Es ist schwer zu entscheiden, was hier am prächtigsten ist. Sind es vielleicht doch die Raffaelzimmer (Stanze die Raffaello) oder sind es manche der Geschenke, die für mich die materielle Verkörperung von den katholischen Werten "Glaube, Hoffnung und Liebe" sind.
Oder sind es die Kunstwerke aus dem Altertum, die hier eine Heimat gefunden haben. Ich weiß es nicht, das Angebot ist einfach überwältigend. Wer sich vor der Reise über die Vatikanischen Museen informiert hat, wird - wie immer - mehr vom Besuch haben und selbst seine Lieblingsstücke und Plätze finden. Denn je mehr man weiß, um so mehr sieht man auch.
Oder man kommt einfach immer wieder in die Vatikanischen Museen. Es gibt stets auch Sonderausstellungen, so dass Wiederholungsbesuchern auch immer wieder was Neues geboten werden kann.
Es wird ja die katholische Kirche oft wegen ihres Reichtums kritisiert. Interessanterweise kamen bei mir dazu keine Neidgefühle auf, obwohl man mich sicher auch als Kritiker bezeichnen kann, schließlich habe ich diese Kirche aus guten Gründen verlassen. Aber die Öffnung der Vatikanischen Museen für die Besucher gibt vieles den Menschen wieder zurück. Und ich denke oft, diese Schätze wären gar nicht mehr erhalten, hätte nicht eine effiziente Organisation sie vor Zerstörung durch Unvernunft und Wirren geschützt.
So sind auch die vielen Verkaufsstände akzeptabel. Ich kann mir vorstellen, dass der Betrieb der Museen ein Vermögen kostet und durch den Eintrittspreis nicht gedeckt wird. Zum Teil aber treibt der Kommerz auch hier skurrile Blüten. So werden die Vatikanmünzen, die offiziell nicht mehr käuflich sind, zum fast 100 fachen des Nennwertes (ein Satz 450 ) verhökert. Gutes Gewissen scheint man dabei allerdings nicht zu haben. Denn als ich ihn fotografieren wollte, verbot mir dies die Verkäuferin.
Man sollte mindestens drei Stunden Zeit für die Museen haben. Eingang und Ausgang sind beide zusammen und liegen für viele weit ab (einen Kilometer) vom Petersdom. Wegen der langen Warteschlangen in der Viale Vaticano ist die Metrostation "Ottaviano - San Pietro" meist günstiger, als die "Cipro - Musei Vaticani". Wie die meisten anderen Einrichtungen im Vatikan auch, sind die Museen rollstuhlfreundlich. Und es gibt auch überall dort, wo man es erwartet, Gratis-Toiletten.
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