Es gibt viele Gründe Rom zu besuchen, die Stadt, in die früher alle Wege geführt haben und die als Mutter aller Städte Europas gilt. Wahrscheinlich sind die religiösen Motive einer Pilgerreise und die Suche nach authentischen Zeugen der Antike immer noch die wichtigsten davon. Aber ich kenne auch Menschen, die nur nach Rom fliegen, um dort gut zu essen.
Auch die Politik ist wichtig geblieben. Rom ist eine der Wiegen Europas und die Römischen Verträge 1957, so wie die Paraphierung der EU - Verfassung 2004 werden immer mit dieser Weltstadt in Verbindung gebracht werden. Rom ist für viele auch heute noch die am besten informierte Stadt der Welt, bedingt durch den Vatikan und sein weit verzweigtes Nachrichtennetz.
Als Hauptstadt Italiens dokumentiert Rom auch die gewaltigen Anstrengungen, die mit der Gründung dieses Staates verbunden waren. Unter König Vittorio Emanuele II erfolgte sie 1870 und der Altare della patria (Altar des Vaterlandes, auch respektlos das Gebiss von Rom genannt), sein Denkmal, das die Altstadt (Centro storico) überragt, erinnert alle Besucher daran.
Rom ist aber nicht nur die Hauptstadt der Republik Italien und Regierungssitz, sondern beherbergt auch den Vatikan, einen eigenen Staat. Die Details der Beziehung Rom Vatikan sind hochinteressant und ich kann jedem Rom-Besucher nur empfehlen sich vor der Reise darüber zu informieren. Man wird viele Details und Probleme viel besser verstehen, wenn man die Geschichte kennt.
Für mich war die Renovierung der Sixtinischen Kapelle, die 1994 abgeschlossen war, der Hauptgrund nach mehr als 20 Jahren wieder einmal ausführlich Rom zu sehen. Um es gleich vorweg zu nehmen, es hat sich gelohnt. Allerdings hätte ich mir viel mehr weitere Veränderungen zum Besseren in der Stadt gewünscht und davon bin ich enttäuscht worden.
Schon früher war Rom dreckig, hatte ein Verkehrssystem, das kaum funktionierte und war es für seine Klein-Kriminalität in Verruf geraten. Die Kriminalität mag besser geworden sein, vielleicht sind aber die Touristen auch nur vorsichtiger geworden. Mir selbst ist nichts weg gekommen und ich konnte auch nur eine Szene beobachten, wo sich jemand über Diebstahl in der U-Bahn beklagt hat. Zum Vergleich, im gleichen Zeitraum einer Woche waren es in Barcelona drei.
Wahrscheinlich ist die gefühlte Diebstahlgefahr auch viel größer als die reale. Die vielen Warnschilder, Unmengen von Polizei, die stete Drängelei in den öffentlichen Verkehrsmitteln, der überall an den Touristenzentren präsente Schwarzmarkt, die häufige aggressive, organisierte Bettelei in den Metros und vor den Kirchen, sie alle lassen einfach kein sicheres Gefühl aufkommen. Und so gilt auch in Rom, nimm nichts Kostbares mit, dann kann dir auch nichts geklaut werden.
In anderen Städten spricht man gerne davon, dass der Verkehr kurz vor dem Kollaps steht. In Rom ist man da schon weiter, hier kollabiert er tatsächlich regelmäßig. Mir erscheint es als naiver Besucher unverständlich, dass eine Stadt mit mehr als 3 Millionen Einwohnern nur zwei popelige U-Bahnlinien hat und sich fast der gesamte Verkehr auf den Strassen, überwiegend mit Bussen und Privatmotorfahrzeugen abspielen muss.
Die fehlende Verkehrsinfrastruktur, die dazu auch durch häufige Streiks (Sciopero, ein Wort, das jeder Italienreisender unbedingt kennen muss) noch verschlimmert wird, lassen mir Rom als Wohnort nicht attraktiv erscheinen. Als Tourist kämpft man sich eben für einige Tage durch, aber immer damit leben zu müssen, das würde mir nicht liegen.
Der schlechte Zustand von Straßen und Wegen, der Dreck von unzähligen Baustellen, die vielen Obdachlosen, der vollbeparkte öffentliche Raum, sowie der Müll bestehend aus Gratiszeitungen und Verpackungen und die vielen Graffitis lassen die Stadt an einigen Stellen abgefuckt (wie meine Kinder respektlos dazu sagen würden) erscheinen. Vielleicht ist man bei einer über 2000 Jährigen Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen etwas abgestumpft geworden gegen die Sünden der Neuzeit. Aber es gibt kaum streunende Katzen (außerhalb der antiken Stätten) und nur wenige Hunde, die Dreck verursachen könnten.
Dazu kommen noch unebene Gehsteige, mit Löchern und Stolperfallen, die Besucher, geblendet von den schönen Bauwerken, leicht straucheln lassen. Bei den alten Römerstraßen nimmt man dies ja gerne hin, aber leider sind auch viele neue Gehsteige in wirklich schlechtem Zustand. Wer beim Schauen nicht fallen will, möge sich doch einen Winkel suchen, wo er von den Passanten nicht überrollt wird und erst dann den Blick auf die wunderbaren Gebäude werfen, die zur Zeit oft eingepackt sind, weil sehr viel renoviert wird.
Es gibt allerdings auch viele wirklich appetitlich aussehende Bereiche. Zum Beispiel der Hauptbahnhof Stazione Termini, das würde man doch gar nicht vermuten, denn Bahnhöfe sind sonst immer Problemzonen, aber auf den ersten Eindruck legt man großen Wert, denn hier kommen fast alle Besucher an, so wie der gesamte Vatikan.
Als angenehme Neuerung habe ich den Fesselballon im Gallopatoio, den achten Hügel, l'ottavo colle, empfunden. Von einer Höhe von 150 Metern kann man die Stadt in alle Richtungen übersehen. Früher war der Aussichtspunkt der nahe Pinzio, mit dem Blick Richtung Petersdom.
Alle anderen vor allem aus vielen Filmen bekannten Touristenattraktionen gibt es natürlich immer noch und sie erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit, wie man von den unzähligen Besuchern schließen kann. Rom ist in vielen Bereichen immer noch eine Stadt der Superlative und man kann hier gut lernen, was "maximal" und "kolossal" bedeutet.
Auf den weiteren Seiten kann man mehr Details, auch zu den Erkenntnissen neuerer Reisen, nachlesen und sich mehr Bilder anschauen.